Interessant – ein Gefühl zum Ausdruck zu bringen fällt mir leichter, als eine Technik oder Bilder nachzuahmen. Für mich ganz persönlich ist es die Königsklasse der Fotografie, also da wo ich mal hinkommen will und was für mich einen guten Fotografen ausmacht. Ein Wort, eine Situation oder eine Begebenheit zu visualisieren, mit den geeigneten Techniken.
Heute habe ich viel nachgedacht, über Kreativität, über Dinge, die ich tue und warum ich sie tue. Ich möchte gar nicht ins Detail gehen, also zu viel von meinem Privatleben preisgeben, aber es gibt eine Sache, die ich jedes Jahr mache und die ich nicht mehr machen möchte. Diese Sache ist zwischen die Fronten geraten und ich habe mich gefragt, warum ich diese Sache überhaupt machen möchte und, um genauer zu sein, warum ich umbedingt mit Kreativität glänzen möchte. Ich mache das vielleicht nur für mich, vielleicht bin ich nur ein kleiner Angeber, oder vielleicht sogar ein großer und unausstehlicher Angeber – das könnte dann auch die Erklärung sein, warum sich viele unserer alten guten Freunde heute nicht mehr melden… Auf jeden Fall habe ich durch einen Zwischenfall einen Blick wie von außen auf mich, auf meine Ideen und meinen verzweifelten Versuch erlangt, kreativ zu sein und ich komme mir nun lächerlich vor. Mir ist es geradezu peinlich, was ich alles gemacht habe, die letzten Jahre und ich möchte es nicht mehr sein und wie der Titel schon sagt, ich möchte es aufgeben. Weil es sich um Kreativität handelt, habe ich den Stift im Bild verwendet und weil ich es aufgebe, wollte ich den Stift fallenlassen. Nun das Bild ist für mein Empfinden ein Treffer, denn es sagt genau das aus, nämlich dass ich den Stift aktiv fallen lasse und mir sicher bin.
Ja, das sind alles harte Worte, aber jetzt wird es etwas versöhnlicher: Natürlich kann ich die Kreativität nicht ablegen, dafür bezahlen mich ja sogar manche Menschen. Aber das ist die Arbeit und das soll auch der Ort sein, an dem ich kreativ bin. Bestimmt auch mit den Kindern, denn denen möchte ich die Kreativität näher bringen und ihnen dringend dazu raten, sich die zusammen mit ihrer Phantasie bis ins hohe Alter zu erhalten. Nur privat unter Erwachsenen und Freunden muss ich damit aufhören. Es gibt sogar Leute die an meiner Männlichkeit zweifeln, das weiß ich sicher und das habe ich schon im IKEA mitbekommen, als sich ein Paar “gezofft” hat, weil die Frau die Bestätigung ihres Mannes zu einer Deko Idee haben wollte, aber mit einem “ist mir doch egal” abgeblockt wurde, während ich gerade probierte, ob die Topfuntersetzer in die Deko-Kerzen-Lampe passen für den Adventskalender. Dafür fing ich mir wiederum ein “ich bin halt kein son Schwuchtel wie der da” ein, das der gleiche Mann an seine Frau gerichtet hatte, während er in meine Richtung nickte. Also ich bleibe bei meiner Technik auf der Arbeit und lebe mich da weiterhin voll aus, wo es nachgefragt/bezahlt wird – für’s erste.
Natürlich habe ich mal wieder mehrere gute Bilder dabei – und schon wieder werde ich angeberisch – dafür habe ich eine Galerie erstellt.
Jetzt, wo ich die so durchschaue gefällt mir das hier fast noch besser, was meint ihr?
Behalte Dir Deine “private” Kreativität mal nur! Es gibt genug Leute, die sich nur über Alles und Jeden aufregen, ohne auch nur einmal irgendetwas Eigenes zustande bekommen zu haben.